Als ich am Flughafen in Tuxtla, Mexiko, saß, war ich sicher erst nach Deutschland zu reisen, und dann nach Neuseeland.
Ich erinnere mich an die Nacht vor der Abreise aus Mexiko Mitte März nach Deutschland, die ich vor dem Flughafen verbrachte. Die Maschine ging um 6.00 Uhr morgens, es war nicht erlaubt, im Terminal zu bleiben und zu schlafen. Ich bin gewöhnt an Warten in Bahnhofshallen und Flughäfen, mache mir das zu eigen, beobachte und spiele mit der Zeit. So leerte ich den Rest des selbst gebrannten Maya-Schnapses, den ich wie ein Ritual in San Cris getrunken hatte, wie die Maya das in der Kirche taten. Dort auf den weißen Sandsteinplatten sitzend, die an diesem Abend noch warm waren, kam mir die Intuition, dass ich den Flug absichtlich verpassen könnte.
Eine portugiesische, amerikanische oder nicaraguanische Studentin war ängstlich. Sie rückte ihren Schal, auf dem sie saß zu mir, da ich die einzige andere Frau in dieser Nacht war. Doch ich konnte mich nicht unterhalten, ich musste Tagebuch schreiben, als würde es den nächsten Morgen nicht mehr das gleiche sein. Ich war sicher, erst nach Deutschland zurückzufliegen und dann nach Neuseeland. Von der durchwachten Nacht war ich aufgeputscht. Doch am Morgen glaubte ich nicht mehr an Intuition.
Am 10. März landete ich in Frankfurt. Seit dem 19. März können Deutsche kein Reisevisa für Neuseeland mehr erhalten. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als ich das erfuhr, habe ich Farmen gegoogelt, auf denen ich arbeiten können würde. Waikato: Spargel, Erdbeeren, Kiwis, Äpfel, Nashi Birnen, Blaubeeren, Zwiebeln und Kartoffeln. Northland: Kiwis, Orangen, Nektarinen, Zitronen, Avocados. Otago: Äpfel, Aprikosen, Kirschen, Wein, Nektarinen und Pflaumen.
„Ich konnte den Schweiß, der aus meinen Poren dringt, und unter dem ich in meinem Etagenbett betäubt schlafe, riechen.”
Nur einem Freund erzählte ich von diesem Plan, er fragte, was mit meiner Stelle als Therapeutin sei. Ich hatte klare Vorstellungen, wie ich in der drückenden Hitze schuften würde. Wozu auch gehörte, alles zu verfluchen: die Sonne, die in den ersten Wochen meine Haut verbrennen würde, den Staub auf den Armen und in den Augen. Schatten zwischen Weinhecken oder Obstbäumen gäbe es nicht genug. Szenen wie mich grobe Gastarbeiter belästigen könnten, schob ich weg. Ich konnte den Schweiß, der aus meinen Poren dringt, und unter dem ich in meinem Etagenbett betäubt schlafe, riechen.
Und am Wochenende berühre ich seine Haut wie eine Belohnung.
Er hat blonde Haare. Seine Augenbrauen wirken hell, selbst, wenn es dämmert. Schon als wir uns kennengelernt haben, fiel es mir schwer, sein Alter auszumachen. Er wirkt jung und reif gleichzeitig. Ich habe ihn nie nach seinen Alter gefragt. Als er mich in Mexiko fragte, wie ich heiße, habe ich ihm meinen Zweitnamen genannt. Ich kann mich bis jetzt nicht daran gewöhnen.
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