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Ida

30.01.2022: Wo liegt Fidschi?

Aktualisiert: 22. Feb. 2022

Wenn man los will, betäubt man seine Nervosität mit bitteren Tee. Wenn man los will, hält einen nichts. Es gibt immer eine unabgeschlossene Aufgabe, wie ein offenes Land.

Foto: https://de.videezy.com


Wie eine Wolke, so wollte ich reisen. Dass Wolken so schnell sind wie die sie eingrenzende Luft ist falsch. Schneller können sie sein. Meine Bewegung sei die einer Gewitterwand. Wasser fliegt durch die Luft.


Ich bleibe in Suhl. Stehe ich still? Da bin ich zu einer Wolke geworden und dann hänge ich mich fest an den Wipfeln des Thüringer Waldes. Die Nadeln leuchten, wenn die Sonne darauf fällt. Im Frühling, und manchmal bei Sonnenaufgang. Wenn es aber trübe ist, absorbiert der Wald das verbleibende Licht, wird beinahe schwarz.

„Ich lebe in meinem Wald, in Fidschi-Suhl.”

Auf diese dichte Weise habe ich mir den Urwald um Suva in Fidschi vorgestellt. Viti Levu.

Hermetisches Pflanzendach. Auf den Blättern sammelt sich das Regenwasser, das den Himmel reflektiert, und das ewige Grün. Vor meinem Fenster weben sich die Nadeln ineinander. Während ich hinaussehe, fällt ein Zapfen, federt auf den Ast darunter und rollt über die Tannenfinger. Langsam wie die Zeit bei meiner Kündigung gedehnt war.


https://unsplash.com - * Photographen s.u.


Die Teambesprechung fand in meinem damaligen Büro, dem größten der Räume, statt. Die Stühle standen in doppeltem Abstand. Die Auslegware war unauffällig grau. Vor dem Meeting aß ich hektisch. Es blieben zwei oder drei Minuten, in denen ich ein süßes Teilchen stopfte und schlang. Das Klopfen der ersten Kollegin, mit er ich immer über ihren Garten redete. Wieder einmal lud sie mich in ihren Schrebergarten ein, wobei ich das nie annahm. Ich weiß nicht, warum. Sie goss mir Mate Tee ein. Er schmeckte bitter. Wie Erde zu trinken.


„Wenn man los will, darf man nicht immer Teilchen wie Wolken schlucken.”

Auf der Tagesordnung standen fünf von sieben Punkten, bei denen ich fest eingeplant war. Wenn man los will. Wenn man los will muss man das Gewitter sein, der Donner und der Regen. Wenn man los will, betäubt man seine Nervosität mit bitteren Tee. Wenn man los will, hält einen nichts, weder verpasste Einladungen noch angefangene Akten. Es gibt immer eine unabgeschlossene Aufgabe wie ein offenes Land. Wenn man los will, schaut man zwischen die Stühle, in die Lücke zwischen zwei Kollegen und sagt: „Ich kündige zum 31.7. Ich habe noch Resturlaub.“

Wenn man los will, darf man nicht immer Teilchen wie Wolken schlucken und die Dehnung der Zeit. Niemand sagte etwas. Ich hatte das Gefühl, man müsste die Uhr neu aufziehen, an ihren lackierten Tannenzapfen.


Wenn ich an Fidschi denke, denke ich daran, wie gut es sich anfühlen wird, Wasser zu trinken. Es ist 28 Grad heiß, fast das ganze Jahr über, und feucht. Ich denke daran, dass meine Maske nass sein wird, von meinem Atem wie auch von der umgebenden Luft. In einer Dokumentation schwitzten die Menschen, obwohl der Himmel bedeckt war. Der Wald dort dunkel wie ich Wald kenne.


Wenn ich durstig wäre, könnte mir Z Wasser in den Mund laufen lassen, wir taten das und küssten uns. Im letzten Sommer, bevor er in die Festung Neuseeland abflog.


Mein Abschiedsgeschenk der Kollegen war ein Tolino. Ich war bewegt und dachte, das ist eines der wenigen Präsente, das in meinem Backpack Platz haben wird. Zwei Wochen später konnte man nicht mehr einreisen.


Ich warte auf das Visum und alles ist schon gepackt. Die Vakuumtüten fühlen sich fest an. Meine Kleider halten darinnen den Atem an. Die Beutel wie ineinander gefallene Wolken, die Baumwollhose, die Nylon-T-Shirts. Einmal musste ich schon neu packen, da die Folie mit der Zeit Luft einlässt. Der Pass ist abgegriffen, aber noch gültig.


Ich bin bereit zu reisen. Von einem Wald zum anderen.





Diaschau oben wurde erstellt mit Bildern von: Su San Lee / Chuttersnap / Yoal Desurmont / Max Bohme / Prawjal Vedpath / Joshua Earle / Ingmar bei http://unslash.com

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